„Die Texte müssen auf Anhieb kleben bleiben“, schärft Arne Seehausen seinen Schülern ein. „Ihr müsst Texte fürs Ohr schreiben.“ Mit den Achtklässlern seines Wahlpflichtunterrichts „Medien“ an der Wolfgang-Borchert-Schule erarbeitet er im Kulturbahnhof Viktoria eine Radiosendung zum Thema Social Media.
Zuvor fuhren die Schüler zu einem zweitägigen Intensivworkshop in der Jugendakademie Bad Segeberg. „Wir haben uns dort Fragen überlegt und dann Interviews geführt“, erzählt Jason (14). Zurück in Itzehoe geht es jetzt im Radiostudio des Kulturbahnhofs um den Feinschliff.
Eine Gruppe war dafür zuständig, das Nutzungsverhalten in den sozialen Netzwerken zu analysieren. Weitere Gruppen haben sich mit den Chancen und Risiken der Internetnutzung beschäftigt. „Die Gruppenergebnisse werden jetzt wie ein Puzzle zu einer kompletten Radiosendung zusammengesetzt“, erklärt Seehausen.
Linus (14) hatte die Risiken zum Thema: „Es kann zu Cybermobbing kommen, oder man fühlt sich schlecht, wenn man die meist geschönten Fotos irgendwelcher Stars ansieht. Außerdem soll personalisierte Werbung zum Kauf verleiten.“ Seehausen fasst die Erkenntnisse in einem Satz zusammen: „Manche gehen ungefiltert mit solchen Dingen um – dann kann es natürlich zu Problemen kommen.“ Diese entstünden meist durch fehlende Reflexion, finden auch die Schüler.
Medien- und Partizipationskompetenz zu vermitteln, gehört zu den Aufgaben des Kulturbahnhofs. „Das war ein Modellprojekt“, sagt Ingrid Ebinal vom Trägerverein K9. Weil Zuschüsse und Sponsorengelder flossen, war der Aufenthalt in Bad Segeberg für die 15 Schüler und fünf Betreuer kostenlos. Das Fazit fällt durchweg positiv aus. „Die Schüler haben sich wunderbar untereinander ergänzt und geholfen“, schildert Seehausen.
Die Rolle für die Lehrer war dabei eine andere als sonst: ,Wir haben uns darauf zurückgezogen, Tipps zu geben und die Kinder machen zu lassen.“ Das Schulsystem brauche mehr solche praktischen Eindrücke, dadurch werde bei einigen Schülern Motivation freigesetzt, die sie in der Schule aufgrund des Drucks nicht entfalten könnten. Die Jugendlichen hätten ihre Texte immer wieder bis zur Perfektion überarbeitet und seien begeistert dabei gewesen – auch weil sie Computer nutzen konnten. Sarah (14) gefiel zudem besonders die Arbeit in Kleingruppen. Auch Linus ist wie seine Mitschüler voll des Lobes für den Workshop: „Es ist viel entspannter als in der Schule, obwohl wir von morgens bis abends – natürlich mit einigen Pausen – gearbeitet haben.“
Das Konzept ist aufgegangen. Deshalb will der Kulturbahnhof eine feste Kooperation mit der WBS eingehen: Mit jedem Wahlpflichtkurs der achten Klassen soll eine Radiosendung entwickelt werden.
Der WBS-Beitrag wird jeweils Montag, 18. und 25. Februar, um 16 Uhr in den „Regionalresonanzen“, dem Magazin der „Störfrequenz Itzehoe“ gesendet. In Itzehoe zu empfangen auf WestküsteFM/OK Westküste im Livestream: http://www.oksh.de
Quelle: shz.de vom 5.2.2019