Kulturbahnhof Itzehoe: Schüler machen Radio

Achtung, Aufnahme: Emely Behn (15, v.l.), Louis und Sarah (beide 14) mit Ben Heuer vom Offenen Kanal Westküste.

„Die Texte müssen auf Anhieb kleben bleiben“, schärft Arne Seehausen sei­nen Schülern ein. „Ihr müsst Texte fürs Ohr schreiben.“ Mit den Achtklässlern seines Wahlpflichtunterrichts „Me­dien“ an der Wolfgang-Bor­chert-Schule erarbeitet er im Kulturbahnhof Viktoria eine Radiosendung zum Thema Social Media.

Zuvor fuhren die Schüler zu einem zweitägigen Inten­sivworkshop in der Jugend­akademie Bad Segeberg. „Wir haben uns dort Fragen über­legt und dann Interviews ge­führt“, erzählt Jason (14). Zurück in Itzehoe geht es jetzt im Radiostudio des Kul­turbahnhofs um den Fein­schliff.

Eine Gruppe war dafür zu­ständig, das Nutzungsverhal­ten in den sozialen Netzwer­ken zu analysieren. Weitere Gruppen haben sich mit den Chancen und Risiken der In­ternetnutzung beschäftigt. „Die Gruppenergebnisse werden jetzt wie ein Puzzle zu einer kompletten Radio­sendung zusammengesetzt“, erklärt Seehausen.

Linus (14) hatte die Risiken zum Thema: „Es kann zu Cybermobbing kommen, oder man fühlt sich schlecht, wenn man die meist ge­schönten Fotos irgendwel­cher Stars ansieht. Außer­dem soll personalisierte Werbung zum Kauf verlei­ten.“ Seehausen fasst die Er­kenntnisse in einem Satz zu­sammen: „Manche gehen un­gefiltert mit solchen Dingen um – dann kann es natürlich zu Problemen kommen.“ Diese entstünden meist durch fehlende Reflexion, finden auch die Schüler.

Medien- und Partizipa­tionskompetenz zu vermit­teln, gehört zu den Aufgaben des Kulturbahnhofs. „Das war ein Modellprojekt“, sagt Ingrid Ebinal vom Träger­verein K9. Weil Zuschüsse und Sponsorengelder flos­sen, war der Aufenthalt in Bad Segeberg für die 15 Schü­ler und fünf Betreuer kosten­los. Das Fazit fällt durchweg positiv aus. „Die Schüler ha­ben sich wunderbar unter­einander ergänzt und geholfen“, schildert Seehausen.

Die Rolle für die Lehrer war dabei eine andere als sonst: ,Wir haben uns darauf zu­rückgezogen, Tipps zu geben und die Kinder machen zu lassen.“ Das Schulsystem brauche mehr solche prakti­schen Eindrücke, dadurch werde bei einigen Schülern Motivation freigesetzt, die sie in der Schule aufgrund des Drucks nicht entfalten könnten. Die Jugendlichen hätten ihre Texte immer wie­der bis zur Perfektion überar­beitet und seien begeistert dabei gewesen – auch weil sie Computer nutzen konnten. Sarah (14) gefiel zudem be­sonders die Arbeit in Klein­gruppen. Auch Linus ist wie seine Mitschüler voll des Lo­bes für den Workshop: „Es ist viel entspannter als in der Schule, obwohl wir von mor­gens bis abends – natürlich mit einigen Pausen – gearbei­tet haben.“

Das Konzept ist aufgegan­gen. Deshalb will der Kultur­bahnhof eine feste Koopera­tion mit der WBS eingehen: Mit jedem Wahlpflichtkurs der achten Klassen soll eine Radiosendung entwickelt werden.

Der WBS-Beitrag wird jeweils Montag, 18. und 25. Februar, um 16 Uhr in den „Regionalresonanzen“, dem Magazin der „Störfrequenz Itze­hoe“ gesendet. In Itzehoe zu empfan­gen auf WestküsteFM/OK West­küste im Livestream: http://www.oksh.de

Quelle: shz.de vom 5.2.2019

 

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