Erste Schritte in Richtung Berufsleben

Siebtklässler der Wolfgang-Borchert-Schule lernen in einem Stärkencheck ihre eigenen Talente und zu ihnen passende Arbeitsfelder kennen

Unter den Augen von Erzieherin Angela Eckert arbeiten Lukas, Max und Torge (v. l.) an der Erfindung ihres Telefons. Foto: Chirvi, shz.de vom 10.7.17

„Lesen, nachdenken, kreativ umsetzen“: Sehr konkret war die Aufgabenstellung nicht, die Max, Torge und Lukas von Angela Eckert bekommen hatten. Auf dem Zettel, den sie aus der roten Kiste zogen, stand eine Geschichte, in der es um eine junge Frau ging: So hoch verschuldet, dass sie die Telefonrechnung nicht bezahlen konnte, durch ihren Nebenjob vernachlässigte sie die Schule und dennoch wollte sie gern mit ihrem Freund telefonieren. „Wir haben uns dann ein Telefon ausgedacht, das ohne Rechnung funktioniert“, erzählte Max. „Es ist ein Bluetooth-Verstärker eingebaut, außerdem werden günstige Materialien verwendet“, ergänzte Torge. „Und aufgeladen wird es über die Körperwärme und ein eingebautes Windrad.“

Während die drei 13-Jährigen diskutierten und ihre Präsentation vorbereiteten, stand die Erzieherin Angela Eckert daneben und notierte ihre Beobachtungen. „Dabei wird allein auf die Stärken geachtet“, erklärte Marcus Wack, Geschäftsführer der Gesellschaft für Bildung, Beruf, Kultur (BiBeKu) aus Kellinghusen. „Die Schüler sollen ihre Talente erkennen, dafür sensibilisiert werden und so für Praktika stark gemacht werden.“ Mit Unterstützung des Bundesbildungsministeriums sowie des -instituts für Berufsbildung nehmen seine Kollegen und er die Potenzialanalyse mit den siebten Klassen der Wolfgang-Borchert-Schule (WBS) vor.

Neben dem Stärkencheck an der Schule ist auch die Berufsfelderprobung ein wesentlicher Bestandteil des Programms: In drei Feldern, die die Jugendlichen zuvor wählen – beispielsweise Hauswirtschaft, Metall, Mediengestaltung, Landwirtschaft oder Verwaltung – lernen sie „spielerisch, aber unter realen Bedingungen das Berufsleben kennen“, wie Wack es beschrieb. Bei der BiBeKu erfahren sie, wie es ist, draußen zu arbeiten, den ganzen Tag zu stehen oder am Schreibtisch zu sitzen oder in der warmen Küche zu verbringen. „Und sie erkennen, warum sie etwas in der Schule lernen – wofür es sinnvoll ist“, sagte Lehrer Jan Behrens, Koordinator für Berufsorientierung an der WBS. „Viele von ihnen werden dabei deutlich erwachsener“, habe er festgestellt, „sie treten aus der Schüler-Rolle heraus.“

Ein besonders positives Beispiel, wie die Berufsorientierung funktionieren kann, ist Marek Stammer. Der 15-Jährige hat vor zwei Jahren selbst am Programm teilgenommen und sich in den Feldern Mediengestaltung, Holz und Metall ausprobiert. „Es hat mir alles gut gefallen“, sagte er, „aber den Metallbau fand ich am besten.“ Bei seiner Aufgabe sei er vor seinen Kollegen fertig geworden und konnte sich anschließend auch noch am Plasmaschneider ausprobieren. Er habe gemerkt, dass ihm das Arbeiten an der Maschine gefällt, das lange Sitzen am Schreibtisch dagegen weniger. Anschließend absolvierte er Praktika und Ferienjobs, inzwischen hat er die Zusage für einen Ausbildungsplatz. „Ich hatte vorher schon eine Idee, was ich machen möchte“, sagte er. „Die Berufsfelderprobung hat meinen Berufswunsch aber noch zusätzlich bestätigt.“

Quelle: Christopher Chirvi, in: shz.de vom 10.7.2017

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