Zwischen Youtube und Hassrede

Erstmals Medientraining für Lehrer an der Wolfgang-Borchert Schule in Itzehoe

Dithmarscher Jugendschutzbeauftragter holt Projekt in die Region

„Und bitte!“, ruft Lehrerin Claudia Oelerich ihren Kollegen zu. Die Kamera steht auf Aufnahme, Achim Gaitzsch und Kerstin Mehrens beginnen sich lautstark um ein letztes Stück Kuchen zu streiten. „Improvisation ist authentisch und gut“, erklärt Ingo Mertins, der den Workshop „Mit Filmgruppen arbeiten ohne Expertenwissen“ leitet, seinen Teilnehmern.

Wie drehe ich mit meinen Schülern einen Film? Die Lehrer Claudia Oelerich und Arne Seehausen (hinten) filmen Achim Gaitzsch und Kerstin Mehrens bei ihren ersten Proben. Quelle: Freiwald

Beim ersten Medienkompetenztag an der Westküste in der Wolfgang-Borchert-Schule (WBS) in Itzehoe war das Programm vielfältig. 40 Lehrer aus den Kreisen Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg nahmen an zehn Workshops und Vorträgen teil, um den Umgang mit Medien selbst zu lernen und um ihr Wissen im täglichen Arbeiten mit ihren Schülern umsetzen zu können. Die Kooperation des Kreises Dithmarschen und der WBS findet Schulleiter Gerrit Lange „total klasse“ und ist stolz auf das Angebot.

Seit 2015 ist die WBS Medienschule – für Lange ist das ein Grund, in der Region Vorreiter zu sein und etwas zu bewegen. Als bei der letzten Regionalkonferenz zum Thema Medien nur drei Personen anwesend waren, sahen Lange und Gerd Manzke, Jugendschutzbeauftragter in Dithmarschen, Handlungsbedarf. „Ein bisschen dürftig“, schätze Manzke die Besetzung ein und schlug vor, die sonst nur in Kiel stattfindenden Medienkompetenztage in die Region zu holen. Lange stellte seine Schule zur Verfügung, kurze Zeit später stand das Programm. Ein Vortrag über die Generation Youtube und Workshops über Hassrede im Internet und Programmiersprachen lockten die Lehrer an. „Der Vortrag zeigte auch, wie viel Geld man mit Youtube eigentlich machen kann“, sagte Lange überrascht.

Digitale Medien seien in der WBS selbst schon längst im Alltag angekommen: „Wir programmieren, setzten Medien im Unterricht ein, statten die Räume entsprechend aus. Jeder Schüler kann sich über sein Handy mit dem Beamer verbinden“, erklärt Lange. Die neuen Medien hält Lange für einen „Bereich, dem sich Schule nicht länger verschließen kann“. Gerade im Hinblick auf zukünftige Berufsfelder und Lebenswelten dürfe man das Thema den Schülern nicht vorenthalten. Auch sein Kollegium stehe voll hinter dieser Ausrichtung, „immer mit der Prämisse, dass die Mediennutzung einen Mehrwert für die Schüler hat“. Ob Visualisierung im Matheunterricht oder Videodreh in Deutsch – „die Schüler sollen die Medien nicht nur konsumieren, sondern auch produzieren“, so Lange.

Zum Abschluss des Medientrainings spielte eine Schülergruppe aus Dithmarschen ihr vom Kieler Innenministerium gefördertes Theaterstück „Braunhemd“, in dem Jugendliche aus dem Jahr 1937 auf ihre Altersgenossen aus dem Jahr 2017 treffen. „Die sind natürlich verwundert, wie die Menschen in der Zukunft mit ihren Handys rumspielen“, erklärte Manzke, der das Projekt betreut. Zwei Besetzungen spielen das Stück, bis zu zwölf weitere Auftritte sind im Kreis Dithmarschen geplant. „Digitale Medien verschwinden nicht wieder“, ist sich Gerrit Lange sicher. Und: „Verbieten wäre genau die falsche Entscheidung. Also lernen wir damit umzugehen.“

Quelle: Bent Freiwald in shz vom 23.11.2017

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