Es sieht aus wie ein Tachometer. Und es dreht mächtig hoch: Die Geschwindigkeitsmessung bleibt bei 529,40 Megabit pro Sekunde stehen. Zu sehen ist das per Beamer auf der Wand in einem Klassenraum der Wolfgang-Borchert-Schule. Die WBS kann seit gestern im Unterricht schnelles Internet via Glasfaser einsetzen.
Es ist ein Signal für das ganze Land – deshalb sind gleich zwei Vertreter aus dem Kieler Kabinett da: Bildungsministerin Karin Prien (CDU) und Robert Habeck (Grüne) in seiner Eigenschaft als Digitalisierungsminister. Bis zum Jahr 2020 sollen alle Schulen im Land per Glasfaser versorgt sein, „ein ehrgeiziges Ziel“, so Habeck. Aber sehr schnelles und stabiles Internet sei für die Schulen genau der richtige Weg, erklärt WBS-Leiter Sven-Eric Leisner.
„Verlässlichkeit ist das, was wir brauchen.“
Seine Schule hat damit Erfahrungen: Als eine der ersten 20 im Land wurde sie zur Modellschule „Lernen mit digitalen Medien“ bestimmt. „Wir haben unsere Hausaufgaben beizeiten gemacht“, sagt Konrektor Gerrit Lange. Das betrifft Inhalte in allen Fächern, die digitale Medien einbeziehen, ebenso wie die Technik von Tablet-PCs bis zu drahtlosem Internet in der gesamten Schule. Der Stresstest fand im Sommer statt, so Leisner: 350 Schüler parallel konnten ein hochauflösendes Video auf ihrem Endgerät schauen. „Wir haben die Ausstattung so fertig gestellt, dass wir den Glasfaser-Anschluss jetzt brauchen.“
Prien und Habeck mussten ihn nur einstöpseln. Die flächendeckende Digitalisierung sei eine der großen Aufgaben der Legislaturperiode, sagt Prien. Dieser Tag sei ein Quantensprung bei den „Pionieren“ der WBS, bis 2020 sollen 30 Millionen Euro im Land investiert werden. „Wir warten darauf, dass der Bund richtig Geld zur Verfügung stellt“, so die Ministerin. Wie digitale Medien in der Schule und überhaupt in allen Lebensbereichen genutzt werden, sei eine spannende gesellschaftliche Frage, stellt Habeck fest. Aber die Digitalisierung im Land läuft aus seiner Sicht gut: „Wir sind im Bundesschnitt in Schleswig-Holstein sehr gut davor.“
Das bestätigt Johann Bizer, Vorstandsvorsitzender von Dataport. Der IT-Dienstleister ist vom Land beauftragt, Schulen und Verwaltungsstandorte, insgesamt knapp 1400 Standorte, an das Glasfasernetz der Landesverwaltung anzuschließen, das die bisherigen Kupferleitungen ersetzt. Die Arbeiten erledigt 1 & 1 Versatel als Generalunternehmer – auch in Itzehoe hat die Firma die Leitung vom Netzknoten beim Landgericht bis zur WBS installiert. Diese öffentliche Infrastruktur könne entlang der Strecke auch vom privaten Bereich genutzt werden. Mehr als 50 Stadtwerke und Zweckverbände seien landesweit mit im Boot, so Bizer. Weil so vernetzt werde, was zusammengehöre, sei Schleswig-Holstein weiter als andere Länder. Das Ziel: „Überall da, wo Glasfaser schon ist, soll auf keinen Fall ein zweites Mal Glasfaser verlegt werden.“
Das Land ist in neun Regionen eingeteilt, vom Norden aus wird im Uhrzeigersinn umgestellt. Doch die zehnte Gruppe bilden die Musterschulen, die weit vorn liegen bei der Umsetzung – wie die WBS. „Hier brauchten sie die Autobahn“, sagt Dirk Bornhöft vom Ministerium für Digitalisierung. Denn die Autos – die Voraussetzungen für digitales Lernen – standen schon da.
Quelle: Norddeutsche Rundschau vom 13.01.2018 © 2018