Spanischschüler unterwegs in Barcelona

Am Freitagmorgen um 6:30 Uhr trafen sich 22 aufgeregte Schülerinnen und Schüler des Spanischkurses und die nicht minder gespannten Lehrkräfte. Nun ging es endlich los. Mit dem Zug und der S-Bahn fuhren wir zum Hamburger Flughafen, wo noch zwei weitere Schülerinnen zu uns stießen. Nach umfangreicher Sicherheitskontrolle konnten wir auch bald das Flugzeug besteigen. Bei einigen von uns zeigten sich die ersten Schweißperlen der Aufregung auf Stirn oder Handfläche, da sie noch nie geflogen waren. Aber mit Händchenhalten und gutem Zureden wurde auch dieses erste „Abenteuer“ gemeistert.

In Barcelona wartete bestes Wetter auf uns und der Transfer verlief völlig problemlos, wenn auch sehr schweißtreibend. Im Hostel wurden die Zimmer bezogen und man machte sich frisch für die erste Stadterkundung. Am Anfang der Ramblas angekommen, kam für einige sicherlich der erste kleine Kulturschock: es war VOLL!!! Dies lag zum einen am Wochenende, zum anderen daran, dass gerade das wichtigste Stadtfest „La Mercé“ stattfand. Durchaus ein Kontrast z.B. zu Moorhusen, aus dem eine Teilnehmerin stammte: Tausende von Menschen vs. drei Bauernhöfe…

Nach dem ersten Ramblabummel ließen wir den Tag im Hostel mit Uno, Chipsvertilgen, Kartenschreiben oder Kontaktaufnahme zu anderen Reisenden ausklingen.

Die uns zugeteilte Frühstückszeit am nächsten Morgen war mit 8:30 Uhr sehr schülerfreundlich, aber nach kurzer Nacht waren die Mienen der meisten noch sehr humorlos. Dank der Klimaanlage auf den Zimmern kündigten sich auch schon die ersten Erkältungen und Halsschmerzen an. Nach Stärkung mit Croissants, Cornflakes und Milch ging es um 10 Uhr wieder auf die Ramblas. Unser erstes Ziel war der berühmte Markt „La Boqueria“, auch der „Bauch von Barcelona“ genannt. Dort gibt es alles: prachtvoll gestapelte Früchte, Fisch und Meeresgetier in allen Variationen und besonders an den Fleischständen Dinge, die man bei uns nicht mehr so häufig sieht: Schweineschnauzen und Pfoten, diverse Mägen, Herzen, Hirn, Lungen, Nieren, Hühnerfüße und vieles mehr. Nichts für Zartbesaitete oder Vegetarier!

Danach machten sich die Schüler in Gruppen auf den Weg um diverse Fragen einer Stadtrallye zu beantworten. Es galt Informationen verschiedenster Art herauszufinden. Um dies zu bewältigen, musste so mancher Passant oder Polizist befragt und auch die Kathedrale im gotischen Viertel besichtigt werden. Die Gruppen waren mit Eifer unterwegs. Schließlich winkte dem Gewinnerteam ein Essen in einem Restaurant mit spanischen „Pintxos“, leckere Kleinigkeiten, die auf Brot serviert werden. Nach der Stadtrallye erholten wir uns bei einem Picknick im „Parque de la Ciutadella“ bevor die Gruppen wieder aufbrachen um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und endlich ausgiebig shoppen zu können. Und dann zeigte sich das unschöne Gesicht der Großstadt: einer Schülerin wurde der Rucksack gestohlen. Dies war natürlich sehr ärgerlich, führte aber dazu, dass die betroffene Gruppe zwangsweise ihre Sprachkenntnisse anwenden musste, um sich zum Polizeirevier durchzuschlagen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Polizisten unglaublich freundlich waren. Sicherlich kann man auf so eine Erfahrung verzichten, aber man hat etwas erlebt, dass man auch noch seinen Kindern erzählen kann. Der Rest unserer Truppe machte sich währenddessen auf den Weg zur „Font Mágica“, einem Brunnen, der in einer farbenfrohen Lichtshow erstrahlt.

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen wurde im Vorraum des Hostels die Siegerehrung der Stadtrallye durchgeführt. Die Punkteverteilung war denkbar knapp, aber es galt noch eine letzte Aufgabe zu lösen. Es sollten einige Schritte des katalanischen Nationaltanzes, der „Sardanas“, vorgetanzt werden. Tatsächlich hatte eine Gruppe am Tag zuvor Passanten angesprochen, die ihnen die Schritte beigebracht hatten. So tanzten sie die „Sardanas“ souverän vor und kamen bis auf einen halben Punkt an das Siegerteam heran. Aufgrund des starken Auftritts beschloss das Betreuerteam, dass es zwei erste Sieger gebe und so konnten sich zwei Gruppen auf ein leckeres Essen freuen. Das Team mit der niedrigsten Punktzahl „durfte“ als „Preis“ in den nächsten Tagen immer das Frühstücksgeschirr abräumen…

Eigentlich sollte es dann gleich zu Fuß in die Stadt gehen, aber eine Schülerin hatte Hüftprobleme. Was tun? Schnell wurden zwei Krücken organisiert und so konnte es losgehen. Zunächst betrachteten wir zwei berühmte Bauten des Architekten Gaudí. Seine mehr als hundert Jahre alten Bauten waren seinerzeit revolutionär und sind schon lange Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Stadt war brechend voll, da auf dem Platz vor der Kathedrale ein Wettkampf von verschiedenen „Sardanagruppen“ war. Unser Ziel war der Platz „Jaume I“ auf dem „Castells“ gezeigt werden sollten. „Castells“ sind Menschentürme mit bis zu acht Stockwerken. Bis zu 350 Menschen bilden ein „Castell“. Es war unglaublich beeindruckend und so dermaßen bevölkert, dass jeder von uns nun weiß, wie sich eine Sardine in der Dose fühlt.

Am Nachmittag ging es für einige auf den Hausberg Barcelonas, den „Tibidabo“. Von dort hat man einen fantastischen Blick über die ganze Stadt und das Mittelmeer. Die anderen machten sich auf zu einem Fußballspiel vom FC Barcelona um einmal Messi, Neymar und Co in Aktion zu sehen. Da in ihrem Block sehr viele Asiaten saßen, die sehr still waren, schafften es unsere Itzehoer mit ihrem Gegröle die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Abends im Hostel war geschäftiges Treiben. Eine Schülerin hatte Geburtstag und ihre Freundinnen bereiteten ihr eine kleine Überraschung vor. Um zwölf sang dann die ganze Gruppe „Happy Birthday“.

Am Montagmorgen konnte man einigen schon deutlich ansehen, dass die letzten Tage ihren Tribut gefordert hatten. Aber es standen noch einige „Highlights“ auf dem Plan. Wir wollten die „Sagrada Familia“ besichtigen. Diese von Gaudí vor ca. 100 Jahren begonnene Kathedrale ist das Wahrzeichen Barcelonas und ein wahrlich beeindruckendes Bauwerk. Die Säulen und da Farbenspiel der Fenster im Inneren ist einmalig. Sie ist immer noch im Bau und es wird noch eine ganze Weile dauern bis sie fertig ist. Jedes Jahr besuchen 3 Millionen Menschen dieses Wunderwerk. Ein Teil der Gruppe besuchte anschließend noch das „Hospital St. Pau“. Dieses ca. 100 Jahre alte, ehemalige Krankenhaus ist ein Traum im Jugendstil und wirkt mit seinen Farben und Mosaiken wie eine Filmkulisse. Kaum vorstellbar, dass es sich um ein Krankenhaus gehandelt hat. Am Nachmittag fanden wir dann endlich mal Zeit an den Strand zu gehen und ein Teil der Schüler nutze die Gelegenheit sich den Schweiß in der „Badewanne Mittelmeer“ abzuwaschen. Dann hieß es Sonnenbaden oder Fußballspielen. Um den letzten Abend noch einmal zu nutzen, ging es nach dem Strand wieder ins Zentrum. Die Siegergruppen der Rallye wurden im Restaurant zum Schlemmen abgesetzt. Andere suchten noch nach Mitbringseln für Freunde und Familie, schrieben Karten oder genossen die Stimmung dieser pulsierenden Metropole.

Dienstag: Abreisetag. Die Zimmer wurden geräumt und wir machten uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf dem Heimweg. Nach erfolgter Landung in Hamburg war die Freude bei einer Schülerin besonders groß: „Ich werde nie wieder fliegen!“ Leider mussten wir sehr lange auf unser Gepäck warten, so dass die endgültige Heimfahrt mit der Bahn erst verspätet angetreten werden konnte. Das graue Regenwetter steigerte noch die Wehmut, diese tolle Fahrt beenden zu müssen. Gegen 21:15 Uhr wurden wir dann von den Familien und Freunden am Bahnhof erwartet. Das Ende einer großartigen Fahrt, deren Eindrücke sich eigentlich nicht in Worte fassen lassen.

Text: T. Knapp (WPU-Exkursionsleiter)

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